Ortschronologie

Aus Heimatverein Salzenforst

Salzenforst

Allgemeines

Auf dem Höhenzug 4km westlich von Bautzen entfernt liegt der von BLASCHKE als erweitertes Straßenangerdorf bezeichnete Ort Salzenforst; hart jenseits der Wasserscheide Spree - Schwarzwasser. Der alte Siedlungskern scheint am Nordausgang um eine Wegspinne mit einem Teich und einem steinernen sorbischen Betkreuz zu liegen. Am Westrand des Angers bilden stattliche Dreiseithöfe eine geschlosene Gruppe. Andere verteilen sich aufgelockert gegenüber bis zum Chorberg. Verheerende Dorfbrände, vor allem 1801 und 18012 haben die Altbauten vernichtet. Das Bauerndorf war infolge der vielen Sandflächen einst auf Weidewirtschaft orientiert. Nach Vorschrift des Grundherrn von 1600 durften der Großbauer 60, der Mittelbauer 50, der Kleinbauer 30 und der Gärtner 20 Schafe halten. 1762 baute man 110 Scheffel (1 alter Bautzener Scheffel entspricht 109,09 Liter) Korn, 16 Scheffel Weizen, 62 Scheffel Gerste, 58 Scheffel Hafer und 3,5 Scheffel Erbsen an 1810 wurden 8 Pferde, 10 Ochsen, 40 Kühe, 7 Kalben und 100 Schafe gehalten.

Zugehörigkeit

1619 verpfändete das Domkapitel den Ort für 700 Taler an Adolph von Gersdorff auf Rattwitz.Wegen harter Bedrückung durch den Rattwitzer Feudalherren Wolf von Maxen konnten die Eionwohner 1672 unter die Jurisdiktion des Domstiftes zurückkehren, indem sie dem Rattwitzer Herrn selbst die 700 Taler zurückzahlten. Wegen dieser Zugehörigkeit blieb es im Gegensatz zu den Dörfern ringsum vorwiegend katholisch, worauf verschiedene Andachtskreuze hindeuten.

(Quelle: Th. Schütze: Um Bautzen und Schirgiswalde 1967)

Ortschronik von Karl Pietsch aus Temritz

Die Anfertigung von Ortschroniken beruht auf einer "Anordnung über die Führung von Ortschroniken vom 16. März 1955" vom Ministerium des Innern. Es sei notwendig, die Jahre der Vorbereitung, Gründung und Festigung der Republik zu erforschen und zu popularisieren. Konkret kommt es darauf an, wie sich das Leben in jedem Ort nach 1945 entwickelt hat und wie der Sieg des Sozialismus sich durchsetzt. So beschäftigten sich von den 90 Gemeinden im Kreis nur 20 mit diesem Problem, wovon lediglich in 5 Gemeinden an einer Chronik geschrieben wird (Klaus Petters: Bautzener Kulturschau 08/1960). Eine dieser vorbildlichen Gemeinden war Salzenforst/Bolbritz.

Im Winter 1958 besuchte die Bürgermeisterin Frl. Elisabeth Paulusch den Gemeindeverordneten K. Pietsch in Temritz und betraute ihn mit der Aufgabe, eine Ortschronik zu schreiben. Am 03. Januar 1960 war es soweit. Nach umfangreichen Recherchen schrieb er die Chronik der Gemeinde Salzenforst mit den Ortsteilen Schmochtitz, Ober-u. Niederuhna, Löschau und Temritz in Reinschrift nieder.

Ortschronik von Karl Pietsch aus Temritz (geb. am 17.06.1891 in Finkendorf/Sudetenland)

Die Ortschronik von Salzenforst befindet sich seit 2024 im Stadtarchiv Bautzen und wird z.Z. gigitalisiert. Danach wird diese auf der Internetseite des Heimatvereins bereitgestellt....

Ortsentstehung / Namensgebung

Namen des Ortes im Verlauf der Zeit (Gedenkstein zur 650-Jahrfeier)

Darüber wird in der Chronik folgendes berichtet:

1359 wird Salczforst , sorbisch Slona Borsc, zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Name des Dorfes hat sich über die Jahrhunderte verändert. Die Deutung des Namens Salzenforst ist unter Sprachforschern umstritten (Chr. S.2).

Nach Dr. Arnost Muka ist "Borsc" altsorbisch und bedeutet soviel wie "Kiefernrodung/Lichtung"; wogegen "Slonna" etwa sonnig, verdecken, beschützen bedeutet. Demzufolge wäre die Übersetzung für Salzenforst "sonnige/beschützende Kiefernrodung" (Chr. S.7).

Nach Dr. W. Frenzel jedoch ist Salzenforst deutschen Ursprungs und der Name wurde ins sorbische übersetzt (Chr. S.21). Danach hätte der Name seinen Ursprung in einem westlich von Bautzen liegenden Forst und der sich dadurch ziehenden "Salzstraße" (Chr. S.20-25).

Dr. Herrmann widerspricht der Auffassung von Dr. Frenzel und favorisiert die These, dass der Name aus dem slawischen stammt und soviel wie "sonniger Kiefernwald" bedeutet (Chr. S.25-28).

Jan Meschgang aus Cannewitz ist jedoch der gleichen Ansicht wie Dr. Muka, daß die deutsche Übersetzung des Ortsnamens aus dem sorbischen einfach "Schutzforst" bedeutet. Warum? Den Grodbezirk Budusin umgab im Norden und Westen ein schützender Grenzwald, dessen Reste sich in mehreren Ortsnamen erhalten haben: Kronförstchen, Salzenforst, Kleinförstchen, Oberförstchen, Schlungwitz (Slonkecy). In der Frühzeit teilte er die altsorbischen Grodbezirke und Burgwarde (Radibor), Loga, Göda, Seitschen von Bautzen.

Einwohner

Einwohnerzahl des Ortes betrug in den Jahren:

1770 - 9 Bauern, 2 Wirtschaftsbesitzer und 15 Häusler (Bautzener Kulturschau 08/1959)

1837 - 148 gläubige Einwohner; 86 evangelische; 62 katholische

1875 - 199 Einwohner; 173 Sorben und 26 Deutsche, 36 Hausnummern

1880 - 214 Einwohner; 167 Sorben und 33 Deutsche

1886 - 215 Deutsche; 164 evangelische, 41 katholische, 8 apostolische und 2 "ganze" deutsche

1900 - 204 Einwohner

1933- 212 Einwohner

1938 - 234 Einwohner

1946 - 249 vorwiegend sorbische Einwohner (Th. Schütze: Um Bautzen und Umgebung 1967)

1950 - 286 Einwohner

1960 - 240 Einwohner; 40 Hausnummern

(Quelle: Ortschronik S. 5, 17 u. 115)

Der Chorberg

Der Chorberg (Hausberg der Salzenforster) überragt mit seinen 267,4m das umliegende Gefilde um fast 60m. Er ist die höchste Erhebung eines Endmoränenhügelzuges , wozu auch der Hussitenberg bei Bloaschütz, der Hennersberg bei Neubloaschütz, der Windmühlenberg bei Oberförstchen und die Wiwalze von Temritz gehören. Der Chorberg wurde 1780 als Tcorberg bezeichnet (tchor - Iltis). Die Chronik von Kleinwelka 1813 erwähnt den Berg als Kreuzberg (Th. Schütze: Um Bautzen und Schirgiswalde" 1967).

Sehenswürdigkeiten am Chorberg sind das "Denkmal für die Opfer des Faschismus", das Kriegerdenkmal des I.WK und der Trigonometrische Meßpunkt (s. dort).

Hohe Straße

Eine der wichtigsten von West nach Ost führenden Fernstraßen des Mittelalters, die Hohe Straße, auch "antiqua strata" oder "strata regia Lusatica" genannt, zieht durch den Südteil der Gemarkung Salzenforst über Kamenz und Königsbrück weiter nach Leipzig und Halle. In der Seidau, im Schutz der Burg, überquert die Spree eine Furt, welche bereits in slawischer Zeit benutzt wurde. Die Blütezeit der Straße war im 15. und 16. Jahrhundert. Der Ausbau des sächsischen Straßennetzes nach den Befreiungskriegen 1813-1815 bewirkte die endgültige Verödung dieser alten Verbindung. heute ist sie zu einem Feldweg herabgesunken.